Todeskabinett by Holtkötter Stefan

Todeskabinett by Holtkötter Stefan

Autor:Holtkötter, Stefan
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492966740
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2014-04-08T04:00:00+00:00


22

Lohmann schien keinen Anstoß an Michaels Schweigsamkeit zu nehmen. Er blickte auf die Straße und konzentrierte sich auf den Berufsverkehr. Michael spürte einen Kloß im Hals. Er hoffte, dass es nicht Jana war.

Lohmann setzte den Blinker und bog auf den schmalen Waldweg, der zum Teufelsberg führte. Birken- und Kiefernwäldchen säumten den Weg. Michael beugte sich vor und sah hinauf in den Himmel. Über ihnen erhob sich die Spitze des Berges. Die weißen Kugeln der Abhörstation, einer zerfallenen amerikanischen Militäranlage aus dem Kalten Krieg, leuchteten im blassblauen Himmel. Schon war der Dienstwagen wieder in einer Nebelbank verschwunden, und um sie herum war nur noch trübes Grau.

Michael sackte in den Sitz zurück.

Er hatte Abstand zu Jana gehalten, obwohl sie doch so offenkundig hilfsbedürftig war. Hätte er sich um sie kümmern müssen? Würde er eine Mitschuld tragen an ihrem Tod?

Ein Streifenwagen erschien. Er stand an einer Biegung, der Widerschein des Blaulichtes huschte über den Asphalt. Ein Polizist stand mit einer Kelle am Weg und bedeutete ihnen anzuhalten. Lohmann kurbelte das Fenster herunter und wies sich aus. Der Polizist nickte und deutete zum Hang hinauf.

»Dort hoch bis zum Parkplatz«, sagte er. »Die Kollegen warten bereits. Der Fundort liegt ein wenig zurück, hundert Meter etwa.«

Lohmann hob dankend die Hand und fuhr weiter. Sie tauchten wieder im Nebel ab. Alles war grau. Für Michael fühlte es sich an, als wären sie plötzlich allein auf der Welt.

Doch dann tauchte der Parkplatz auf und mit ihm die Streifen- und Zivilwagen der Polizei. Ein paar Uniformierte standen an einer offenen Autotür und rauchten. Eine Zivile entdeckte den Wagen der Mordkommission und kam ihnen entgegen.

Lohmann stieg aus. Michael folgte ihm nur zögerlich.

»Guten Tag, die Herren!«, rief die Kommissarin. »Sie sind von der Mordkommission, nehme ich an? Der Fundort liegt knapp hundert Meter weiter im Wald. Wir müssen über den schmalen Weg da vorne. Wenn Sie mir folgen wollen?«

Sie führte die beiden Männer zu einem schmalen Waldweg. Die Sicht reichte nur noch wenige Meter, und Michael musste sich auf jeden seiner Schritte konzentrieren. Schlamm und Blätter waren gefährlich glatt, und immer wieder ragten morsche Äste und Dornengestrüpp über den Weg. Die Natur war auf gutem Wege, sich den Weg zurückzuerobern.

»Das vermeintliche Auto der Toten steht seltsamerweise ganz woanders«, sagte die Kommissarin. »Wir haben es auf dem Parkplatz unten am Teufelssee gefunden. Das heißt, wenn es wirklich zu der Toten gehört. Aber das werden wir später herausfinden.«

Vor ihnen im Nebel zeichnete sich schemenhaft eine Ansammlung von Menschen ab.

»Da ist es«, sagte sie. »Ein Spaziergänger hat die Leiche gefunden.«

Michael erkannte die Beamten der Spurensicherung, den Polizeifotografen und die Notärztin, die gerade die Handschuhe auszog und ihren Koffer zusammenklappte.

Dann erblickte er die Tote. Man hatte sie an dem kräftigen Ast, der über den Weg ragte, hängen lassen. Zunächst sollte die Mordkommission den Fundort begutachten, dann würden sie die Leiche abnehmen.

Das Gesicht der Toten war abgewandt, der leblose Körper schwebte starr in der Luft. Michael hielt den Atem an.

»Wenn Sie sich alles angesehen haben«, fuhr die Kommissarin fort, »können wir die Leiche abnehmen.«

»Haben Sie Fotos gemacht?«, fragte Lohmann.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.